Die Ambivalenz des Lebens

Benefiz-Konzert mit »Klezmers Techter«: Lang anhaltender Applaus

In die Herzen des Publikums gespielt hat sich am vergangenen Wochenende das Trio »Klezmers Techter«. Zu dem außergewöhnlichen Konzert in der Neustädter Kirche hatte der Förderverein »Alte Synagoge« eingeladen – der Erlös des Benefiz-Konzerts fließt in die denkmal­gerechte Sanierung des Gebäudes in der Baustraße.

Einbeck. Gabriela Kaufmann (Klarinette, Bassklarinette, Tenorsaxofon), Almut Schwab (Akkordeon, Flöten Hackbrett) und Nina Hacker (Kontrabass) taten sich 1994 zum Trio »Klezmers Techter« zusammen. Als eines der wenigen weib­lichen Klezmerensembles verstehen sie es, das Publikum zu begeistern – auch in Einbeck, wo es am Ende des Konzerts langanhaltenden Applaus gab.

Klezmermusik stammt aus dem jiddischsprachigen Osteuropa und war von jeher beeinflusst von der nicht-jiddischen Mu­sik der Region. Nach den ersten Auswanderungswellen gelangte sie nach Amerika und verband sich dort auch mit dem swingenden Jazz. »In tiefer Verbundenheit und mit großem Respekt vor dem musikalischen Erbe erzählen ›Klezmers Techter‹ von Leid und Sehnsucht, von bitteren Zeiten, aber auch von großer Fröhlichkeit«, umreißt das Ensemble seine Musik.

Vielfältige Facetten menschlicher Gefühle bringen die Musikerinnen zum Klingen. Das Programm stand unter dem Titel »Shoshanim«, was Rose bedeutet. Und die Rose, erläuterten die Künstler, steht für die Ambivalenz des Lebens. In Improvisationen und Traditionals transportierte das Trio die tra­ditionelle Musik der Ostjuden. Mit präziser Leichtigkeit, raffinierten Einlagen und einem begeisternden Dialog der Instrumente wurde das vielfältige musikalische Programm von »Klezmers Techter« präsentiert: Die reine Instrumentalmusik erzählte von Melancholie und Lebensfreude, Sehnsucht und Wehmut. Leise, laut, fröhlich, traurig – das Spiel der Musikerinnen drückte starke Gefühle aus – sei es in »Friling«, einem Lied, das in der Zeit des Holocaust entstanden ist, in musikalischen Skizzen bei »Uvyom Haschabat« oder in Melodien der spa­nischen Juden wie etwa »Los Bilbilicos « (Die Nachtigallen) oder in orientalischen Klängen bei »Oriental Melodie«. Das Publikum war hingerissen von Musik, die auffordert, das Leben zu lieben und zu feiern.

Das Zimbalon, verschiedene Flöten, Akkordeon und vor allem Klarinette: Mit Perfektion und Innigkeit überzeugte »Klezmers Techter« – bei Liedern wie »Bulgar«, der Hochzeitsmusik »Bedekn Di Kaleh«, dem »Tango Freylekhs« oder dem Tanzlied »Der Khusid Geyt Tantsn«. Die musikalische Energie des Trios und die breite Klangvielfalt sowie die humorvolle Moderation überzeugten das Publikum. Zwei Zugaben mussten »Klezmers Techter« geben, die sich mit dem Gute-Nacht-Lied »Mak zi di Eygelekh« verabschiedeten.

Über den sehr guten Besuch des Benefiz-Konzerts konnte sich der Veranstalter, der Förderverein »Alte Synagoge«, freuen. Der Vorsitzende Frank Bertram bedankte sich zudem für die Gastfreundschaft in St. Marien. Und die Konzert­besucher freuten sich über den gelungenen Konzertabend, bei dem vor allem Gabriela Kaufmann mit der Klarinette und Almut Schwab mit Akkordeon und Flöte die Zuschauer begeisterten. Nina Hacker am Kontrabass stand ihren Musiker-Kolleginnen wunderbar begleitend zur Seite.sts